Die politischen Umstände

Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation regierte seit 1440 Kaiser Friedrich III., im Teilherzogtum Bayern-Landshut seit 1450 Herzog Ludwig der Reiche, einer der bedeutendsten Wittelsbacher.
 
1453 war Konstantinopel von den Türken erobert worden, weshalb wohl der Markgraf Albrecht Achilles bei der Begrüßung der Braut sagte, dass diese Ehe "ein Nutz sollte sein für Christenheit und Reich". 1471 war in Nürnberg Albrecht Dürer geboren, 1473 Kopernikus,1475 Michelangelo. 1472 hatte Herzog Ludwig mit seinem Kanzler Dr. Martin Mair die erste bayerische Universität in Ingolstadt gegründet, und 1476 wurde in Würzburg der Revolutionär Hans Böhm, genannt Pfeifer von Niklashausen, hingerichtet. Im Jahr 1483 wurde in Eisleben Martin Luther geboren und 1492 Amerika entdeckt. Im gleichen Jahr starb in Polen König Kasimir IV., der Schöpfer und Beherrscher eines osteuropäischen Großreiches, und im Jahr darauf folgte dem Kaiser Friedrich sein Sohn Maximilian, den man den "letzten Ritter" nennt, und der 1504 dem Teilherzogtum Bayern-Landshut ein Ende bereitete.

Der Generationenwechsel signalisiert gleichsam das Ende der mittelalterlichen Epoche, die Ablösung des Zeitalters der Gotik durch die Epoche des Humanismus und der Reformation, des europäischen Aufbruchs in die Welt.
 
Die Hochzeit von 1475 findet noch im Schoß der alten Zeit statt, aber auch die Unruhe und Spannung einer Endzeit liegen über dem Fest. Trotzdem hat das Fest mehr bewegt, als es eine oberflächliche Betrachtung als Familienfest des europäischen Hochadels erkennen lässt: Nach ihm hat der Polenkönig sein von Litauen bis an die Krim reichendes Imperium noch durch weitere vier Heiraten im Reich verankert; das christliche Abendland rückte näher zusammen, und Polen wurde ein Bollwerk davon - auch wenn die Rivalität um Osteuropa blieb, aus der eines Tages Habsburg als Sieger hervorgehen sollte.

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